Fotorealismus Kunstwerke – Argato.de

Fotorealismus

Was Fotorealismus ist, erschließt sich bereits aus dem Wort selbst: Es handelt sich um eine Form der Malerei, bei der die abgebildeten Objekte so naturgetreu wirken sollen, als wären sie fotografiert worden. Doch genau diese Ambition steht der eigentlichen Definition von Kunst komplett entgegen. Ihr zufolge sollte ein Werk die Gefühle und Gedanken seines Schöpfers widerspiegeln bzw. eine Möglichkeit sein, sich dem Betrachter mitzuteilen. Zahlreiche Kritiker werfen dem Fotorealismus vor, diesem Anspruch nicht gerecht zu werden. Doch sind die Ergebnisse deswegen weniger kunstvoll als Werke anderer Stile oder Genres? Das kommt - wie so oft - auf die Betrachtungsweise an. Denn Kunst ist nicht nur ein Ausdrucksmittel, sondern auch sichtbar gewordenes Können. Und tatsächlich zählt zu einem Merkmal des Fotorealismus, dass die ausführenden Künstler Virtuosität und technische Meisterschaft entwickeln. Zur Vertiefung beschränken sie sich oft auf ganz bestimmte Themen, deren Abbildung sie schließlich bis zur Perfektion beherrschen. Beispiele für eine derart fokussierte Malerei sind die überdimensionalen Portraits von Chuck Close und die spiegelnden Schaufenster-Fronten von Richard Estes.

 

Merkmale des Fotorealismus

Werke wie diese machen auf weitere Besonderheiten des Fotorealismus aufmerksam. Die Objekte werden so natürlich und so lebensnah wie möglich dargestellt. Jedes Detail hat die gleiche Wertigkeit und wird dementsprechend in das Bild aufgenommen. Es zählt nicht die subjektive Wahrnehmung des Künstlers, sondern einzig und allein die Realität - inklusive aller physikalischen Gesetze. Im Fotorealismus gibt es weder perspektivische Verschiebungen noch verfremdete Farben. Darüber hinaus bildet der Maler nur das ab, was der Betrachter im Original sehen und anfassen kann bzw. könnte. Er entfernt sich bewusst von surrealen, abstrakten oder phantastischen Darstellungen. Ein Ansatz, der die Entstehung des Fotorealismus erklärt. Er ist eine direkte Reaktion auf den bis dato praktizierten Expressionismus - und eng mit der Pop-Art verwandt. Im Gegensatz zu deren flächiger Darstellung und den dafür verwendeten klaren Farben arbeiten Fotorealisten jedoch ausschließlich mit natürlich wirkenden Tönen und realen Perspektiven. Dazu bedienten sie sich fotografischer Vorlagen wie Diapositive, die sie mit Hilfe von Projektoren und dem Rasterverfahren auf die zu bemalende Leinwand übertrugen. Dennoch sind die Werke des Fotorealismus kein bloßes Abbild der Wirklichkeit. Einige Künstler lassen durchaus effektvolle Veränderungen des Maßstabs oder die Führung des Pinsels erkennen. Andere wandten sich bewusst handwerklichen Herausforderungen wie der Abbildung bestimmter Materialien zu. Ein Beispiel hierfür sind die blinkenden Chromteile, die David Parrish in seiner Serie "Motorcycles" thematisiert. Wieder andere betrieben den Fotorealismus bis zur Perfektion. So Seite: 1 von 2 ist auf den Gemälden von Robert Bechtle fast kein Duktus nachweisbar; seine zahlreichen Auto-Bilder wirken tatsächlich wie Fotografien.

 

Vertreter des Fotorealismus

Ihre erste öffentliche Plattform fanden die Künstler des Fotorealismus im New Yorker "Whitney Museum of American Art", das dem neuen Stil im Jahre 1970 eine eigene Ausstellung widmete. Den internationalen Durchbruch erzielte die junge Kunstrichtung jedoch erst zwei Jahre später: Auf der "documenta 5" in Kassel zogen die ungewöhnlichen Gemälde zahlreiche Besucher in ihren Bann. Sie waren von den wie echt wirkenden Bildern ebenso angetan wie verwirrt - ein Effekt, den die Bilder des Fotorealismus bis heute erzielen. Sie entführen ihre Betrachter auf den schmalen Grat zwischen Fotografie und Malerei, wo sie wie ein Bindeglied zwischen zwei Genres wirken. 

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